75 Jahre Israel
Gedenken und Erinnern an das jüdische Leben
in Carlsberg-Hertlingshausen
Anlässlich des 75jährigen Bestehens des Staates Israel wollen wir, eine Initiative der Freien Christlichen Gemeinde Treffpunkt Leben Carlsberg, unsere Verbundenheit mit dem jüdischen Volk zum Ausdruck bringen.
Als Christen stehen wir an der Seite Israels. Durch JESUS CHRISTUS haben wir gemeinsame Wurzeln mit dem jüdischen Volk. Gottes Versprechen an das Volk Israel ist durch die Gründung des Staates Israel sichtbar geworden. Und Gott hat verheißen: Wer Israel segnet, ist gesegnet! (gemäß 1. Mos. 12,3)
Aufgrund des stark zunehmenden Antisemitismus, gerade auch in Deutschland, wollen wir daran erinnern und gedenken, dass es auch in Carlsberg und in Hertlingshausen einst eine zum Teil recht große jüdische Gemeinschaft gab. Der höchste Anteil jüdischer Mitbürger war Mitte des 19. Jahrhunderts, und zwar 10,6 % in Carlsberg (182), wo sich auch „seit undenklicher Zeit“ bis 1863 eine Synagoge befand, und 3,1 % in Hertlingshausen (13). Aufgrund des baulichen Verfalls der Synagoge wurden die jüdischen Bürger den Gemeinden Altleiningen und Wattenheim zugeteilt. In dieser Zeit begann eine starke Abwanderung jüdischer Mitbürger, so dass es nicht zum geplanten Neubau der Synagoge kam. So lebten um 1900 lediglich vier jüdische Einwohner in Carlsberg und um 1920 drei jüdische Familien in Hertlingshausen.
Ein Zeugnis für das jüdische Leben in Carlsberg-Hertlingshausen ist der noch bestehende jüdische Friedhof auf dem Taubersberg zwischen Carlsberg und Altleiningen, der 1861 eröffnet wurde. Da die jüdische Gemeinde Carlsberg bereits 1868 aufgelöst wurde, befinden sich hier nur wenige Gräber.
Ein anderes Zeugnis ist die auf dem jiddischen basierende Händlersprache, das „Lotegorisch“, was zeigt, dass unter den Händlern auch viele Juden waren.
Während des Nationalsozialismus wurde jüdisches Leben in Deutschland weitgehend ausgelöscht. Damit diese Gräueltaten nicht in Vergessenheit geraten, wollen wir an die in Carlsberg-Hertlingshausen geborenen oder längere Zeit am Ort wohnhaften Mitbürger, die nur wegen ihres jüdischen Glaubens dem NS-Regime zum Opfer fielen, gedenken:
Barbara Levi, geb. Levi * 1882
Emilie Michel, geb. Mann * 1871
Alma Michel * 1899
Frieda Hausmann, geb. Mann * 1864
Nathan Mann * 1872
Ludwig Sinsheimer * 1873
Es ist unsere Verantwortung, die Erinnerung für die nachkommenden Generationen wachzuhalten, damit Antisemitismus, Ausgrenzung und Gewalt sich nicht weiter ausbreiten. Ein Geschichtsbewusstsein hilft uns, ein menschenwürdiges Miteinander für heute und morgen zu gestalten.
Deshalb wollen wir als sichtbares Zeichen eine Wanderung ab Gemeindehaus Treffpunkt Leben zum jüdischen Friedhof veranstalten. Termin wird noch bekannt gegeben.
Quellen:
Dorfchronik Carlsberg-Hertlingshausen 2012: Erika Dörner: Juden in Hertlingshausen S. 245 – 248;
alemannia-judaica.de;
Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer – yadvashem.org;
Roland Paul: Die nach Gurs deportierten pfälzischen Juden